Wo beginnen die Menschenrechte?

„An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim.
So nah und so klein, dass diese Plätze auf keiner Landkarte der Welt gefunden werden können. Und doch sind diese Plätze die Welt des Einzelnen: Die Nachbarschaft, in der sie leben, die Schulen oder Universitäten, die sie besuchen, die Fabriken, Bauernhöfe oder Büros, in denen sie arbeiten.

Das sind die Plätze, wo jede Person gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde ohne Diskriminierung sucht.

Solange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung. Wenn die betroffenen Bürger*innen nicht selbst aktiv werden, um diese Rechte in ihrem persönlichen Umfeld zu schützen, werden wir vergeblich nach Fortschritten in der weiteren Welt suchen.“

Eleanor Roosevelt

Auch digitale Räume sind solche kleinen Plätze, an denen Menschenrechte gelten sollten.

Die Hälfte aller Smartphone-Nutzer*innen gab bereits 2013 an, dass es für sie keinen Unterschied zwischen Online und Offline mehr gibt (Engelhardt, E., & Storch, 2013, S. 9). Viele Menschen sind mittlerweile daueronline. Unsere soziale Kommunikation findet zunehmend in virtuellen Räumen statt: Digitale und analoge Räume verschmelzen zu hybriden Lebensrealitäten. Fachkräfte stehen zunehmend vor der Herausforderung, sich diese hybriden Räume zu erschließen (Kutscher et. al, 2020, S. 191f).

Digitale Räume sind reale, soziale Räume.

In digitalen Räumen finden Austausch und wichtige, gesellschaftliche Debatten statt. Sie ermöglichen Vernetzung und eröffnen neue Möglichkeiten für gesellschaftliche Teilhabe. Privat und geschäftlich sind sie aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken.

Digitale Räume sind nicht nur nahe dem eigenen Heim: Wir tragen sie sogar mitten in das eigene Zuhause hinein, an unsere geschütztesten Orte.

Doch die Menschenrechte im Netz sind in Gefahr:

Auch in digitalen Räumen gelten – genau wie an den analogen Plätzen – die Menschenrechte.

Doch digitale Gewalt und Hetze bedrohen die Menschrechte im Netz:

Laut einer Studie aus 2024 wurde fast jede zweite Person (49 %) schon einmal online beleidigt. Ein Viertel (25 %) der Befragten wurde mit körperlicher Gewalt und 13 % mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 %), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 %) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 %). Besonders häufig betroffen sind nach eigenen Angaben BIPoC-Personen (30 %), junge Frauen (30 %), und Menschen mit homosexueller (28 %) oder bisexueller (36 %) Orientierung (Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz, 2024).

Menschenrechte im Netz durchsetzen:

Viele Menschen und Organisationen möchten gerne etwas tun, um die Menschenrechte im Netz zu stärken. Allerdings sind viele von ihnen mit der Digitalisierung überfordert; oder es fehlt ihnen das notwendige Fachwissen dazu.

Wir von netzhorizonte haben uns deshalb zum Ziel gemacht, Fachkräfte, Multiplikator*innen und Organisationen dabei zu unterstützen, die Menschenrechte im Netz zu durchzusetzen. Wir unterstützen mit Fachexpertise zum Umgang mit digitalisierter Gewalt und Hetze, und mit unserer Erfahrung in der digitalen Transformation in Organisationen.

Mit netzhorizonte wollen wir Menschen befähigen, ein professionelles Verständnis, eine fachliche Haltung und einen kompetenten Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. Denn damit Menschenrechte auch an den kleinen Plätzen im Online gelten können, muss es viele Menschen geben, die dazu befähigt sind, Menschenrechten auch im Netz Geltung zu verschaffen.


Quellen:

  • Engelhardt, E., & Storch, S. D. (2013). Was ist Onlineberatung? – Versuch einer systematischen begrifflichen Einordnung der ‚Beratung im Internet‘. e-beratungsjournal – Fachzeitschrift für Onlineberatung und computervermittelte Kommunikation, 9. Jahrgang, Heft 2, Artikel 5.
  • Kutscher, N., Ley, T., Seelmeyer, U., Siller, F., Tillmann, A., & Zorn, I. (Hrsg.). (2020). Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung. Beltz Juventa.
  • Das NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid und Neue deutsche Medienmacher*innen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz (Hrsg.) (2024): Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung. Berlin.

Bildquelle Eleanore Roosevelt: Stock Montage / Getty Image

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